» Masern - die unterschätzte Gefahr

Masern sind eine durch das Masernvirus verursachte, weltweit verbreitete, akute Infektionskrankheit, die durch ein grippeähnliches Vorstadium und ein exanthematisches Hauptstadium gekennzeichnet ist. Auf Grund ihrer hohen Ansteckungsfähigkeit treten Masern meist als Kinderkrankheit auf und hinterlassen eine lebenslange Immunität.

Die Erkrankung wird anhand ihrer Symptome, insbesondere der charakteristischen Hautveränderungen, diagnostiziert. Die Therapie erfolgt symptomatisch. In den westlichen Industrieländern führen die Masern bei 10–20% Prozent der Erkrankten zu Komplikationen. Diese sind von besonderer Bedeutung, da sie nicht nur häufig sind, sondern auch mit einer erhöhten Letalität einhergehen und die Prognose der Erkrankung bestimmen. Die Masernerkrankung kann durch die Masernschutzimpfung vermieden werden.

Nach dem Infektionsschutzgesetz, das in Deutschland am 1. Januar 2001 in Kraft getreten ist, fallen Masern unter die meldepflichtigen Infektionserkrankungen.

Häufigkeit

Masern sind weltweit verbreitet und treten auf Grund ihrer hohen Ansteckungsfähigkeit meist bei Klein- und Schulkindern auf. Während in Deutschland in den 1990er Jahren von 50.000 Erkrankungsfällen pro Jahr ausgegangen wurde, ist die Zahl der gemeldeten Fälle auf Grund konsequent durchgeführter Impfungen der Kinder mittlerweile auf unter 1.000 zurückgegangen. In 0,1% aller Erkrankungsfälle kommt es zu lebensbedrohlichen Komplikationen.

Weltweit erkranken mehr als 30 Millionen Menschen pro Jahr an Masern. Obwohl seit 40 Jahren ein Impfstoff gegen die Krankheit erhältlich ist, bleiben Masern eine der häufigsten Todesursachen bei kleinen Kindern: Die WHO geht für das Jahr 2004 von 454.000 Todesfällen auf Grund einer Masernerkrankung aus, bei denen es sich vorwiegend um Kinder handelte.

Ursachen

Der Erreger der Masern ist das nur bei Menschen Krankheiten auslösende (humanpathogene) RNA-Masernvirus. Das natürliche Reservoir des Masernvirus bilden infizierte und akut erkrankte Menschen. Das Virus bevorzugt Zellen des Immun- und Nervensystems. Dabei entstehen unter anderem Riesenzellen, die im Frühstadium der Erkrankungen bereits im Nasensekret nachweisbar sind. Die Inkubationszeit beträgt zwischen acht und zwölf Tagen.

Übertragen wird das Masernvirus durch Tröpfcheninfektion, also z.B. durch Husten, Niesen oder Sprechen. In der Luft bleibt das Virus für zwei Stunden ansteckend. Die Eintrittspforten sind die Schleimhäute der Atemwege und die Bindehaut des Auges. Die Ansteckungskraft ist sehr groß. Die größte Ansteckungsgefahr besteht etwa fünf Tage vor bis vier Tage nach dem Auftreten des Exanthems. Von 100 infizierten Personen erkranken 99.

Säuglinge von Müttern, die immun sind, die also entweder eine Masernerkrankung durchgemacht haben oder geimpft wurden, sind bis zum sechsten Lebensmonat durch über die Gebärmutter (diaplazentar) übertragene Antikörper vor einer Maserninfektion geschützt.

Symptome

Bei Masern können zwei aufeinander folgende Stadien der Erkrankung unterschieden werden: das mit grippeähnlichen Symptomen verlaufende Prodromalstadium und das durch charakteristische Hautveränderungen gekennzeichnete Exanthemstadium.

Bei unkompliziertem Krankheitsverlauf schließt sich an das Exanthemstadium die Rekonvaleszenz, d.h. die Erholung, an. Der Hautausschlag verblasst, wobei sich die Haut schuppt. Die übrigen Symptome bilden sich ebenfalls langsam zurück. Die Phase der Erholung dauert ca. zwei Wochen.

Therapie

Wie bei den meisten Virus-Erkrankungen steht für Masern ein spezifisches Medikament, wie z.B. Antibiotika bei bakteriellen Erkrankungen, bisher nicht zur Verfügung. Die Therapie muss daher symptomatisch erfolgen. Im Vordergrund stehen dabei pflegerische Maßnahmen und Bettruhe, bei vorhandener Lichtscheu auf Grund einer Augenbindehautentzündung in abgedunkelten Räumen.

Mögliche Komplikationen müssen gezielt behandelt werden. Bei nichtimmunen Menschen, d.h. bei Personen, die nicht gegen Masern geimpft wurden, kann der Ausbruch der Erkrankung bis zum vierten Tag nach der Ansteckung durch die Gabe von Antikörpern (Gammaglobubline) verhindert werden.

Komplikationen

Mögliche Komplikationen bei Masern treten verhältnismäßig häufig auf, vor allem bei Kindern unter fünf Jahren und Erwachsenen über 20 Jahren. Eine weitere Gefahr für Komplikationen ergibt sich aus der vorübergehenden Schwächung der Immunabwehr.

Von Komplikationen, die direkt durch das Masernvirus verursacht werden, können Atemwege, Organe der Bauchhöhle sowie das Gehirn betroffen sein. An den Atemwegen kann es zur Ausbildung einer Bronchitis sowie einer Lungenentzündung kommen, die in Entwicklungsländern für bis zu 25% der Todesfälle verantwortlich ist. In der Bauchhöhle wird häufig eine Schwellung der Lymphknoten beobachtet, die starke Bauchschmerzen hervorruft. Von besonderer Bedeutung ist die masernbedingte Blinddarmentzündung (Appendizitis), die meist eine Operation erforderlich macht.

Eine besonders gefürchtete Komplikation ist eine durch Masern ausgelöste Gehirnentzündung, die Masernenzephalitis, die sich bis zehn Tage nach Auftreten des Exanthems ausbildet. Sie tritt bei ca. 0,1% aller Erkrankungen auf und verursacht Bewusstseinsstörungen, Krämpfe, epileptische Anfälle sowie Lähmungen. In wenigen Fällen muss mit bleibenden Schäden gerechnet werden. Diese reichen von andauernden Lähmungen bis zur geistigen Behinderung. Die Sterblichkeit (Letalität) der Masernenzephalitis ist mit ca. 25% hoch. Eine sehr seltene Komplikation ist die subakute sklerosierende Panenzephalitis (SSPE), eine Jahre später auftretende degenerative Erkrankung des zentralen Nervensystems (ZNS) durch das Masernvirus. Sie endet in aller Regel tödlich.

Vorbeugung/Schutz

Die einzige zuverlässige Vorbeugung der Masern mit ihren schweren Komplikationen ist die zweimalige Impfung. Sie verleiht eine lebenslange Immunität. Nachdem viele schwere "Kinderkrankheiten" (z. B. Diphtherie, Keuchhusten, Kinderlähmung) durch den konsequenten Einsatz von Schutzimpfungen zurückgedrängt werden konnten, sind die Masern derzeit die wichtigste, impfpräventable (durch eine Impfung vermeidbare) Krankheit des Kindesalters.

Nach den Empfehlungen der STIKO (ständige Impfkommission am Robert Koch-Institut in Berlin) soll die Impfung gegen Masern mit einem Kombinationsimpfstoff erfolgen, der zugleich auch vor Mumps und Röteln schützt (MMR-Impfung). Der richtige Zeitpunkt für die erste MMR-Impfung ist der zwölfte Lebensmonat. Vorher können noch im Blut vorhandene mütterliche Antikörper den Impferfolg gefährden. Die notwendige zweite MMR-Impfung kann frühestens vier Wochen nach der ersten durchgeführt werden, spätestens sollte sie am Ende des zweiten Lebensjahres, also vor dem zweiten Geburtstag erfolgt sein. Die doppelte Impfung ist notwendig, weil bei fünf bis zehn Prozent aller Kinder die Wirkstoffe beim ersten Mal nicht anschlagen. Diese Impfungen können in jedem Lebensalter nachgeholt werden, es gibt keine Alterbegrenzung für die Masern- (Mumps-, Röteln-) Impfung. Bis zum vollendeten 17. Lebensjahr werden die Kosten für die Impfung im allgemeinen von den Krankenkassen übernommen.

Die Impfung ist gut verträglich. Bei etwa 10 Prozent der Impfungen kommt es in den ersten drei Tagen nach der Impfung zu leichten Reaktionen (geringe Schmerzen, Rötung, Schwellung) an der Impfstelle. Zwischen dem 7. und 12. Tag nach der Impfung kann es zu leichtem Fieber (15 bis 20 Prozent) und zu einem abgeschwächten masernähnlichen Ausschlag (5 Prozent) kommen. Bei einem von 3.000 geimpften Kindern können zumeist harmlose Fieberkrämpfe auftreten. Um dies zu verhindern, wird der Kinderarzt eventuell empfehlen, nach dem 7. auf die Impfung folgenden Tag fiebersenkende Mittel (Zäpfchen) anzuwenden.

Ernstere Folgen der Impfung sind außerordentlich selten, viel, viel seltener als bei den Masern selbst.

Die Gesundheitsämter warnen ausdrücklich vor so genannten Masernpartys. Bei diesen werden gesunde jüngere Kinder bewusst mit ansteckenden masernkranken Kindern zusammengebracht. So sollen die Kinder die Masern schon in einem Alter durchmachen, in dem die Häufigkeit von besonders gefährlichen Nebenwirkungen noch geringer ist. Angesichts der dennoch bleibenden Risiken der Masernerkrankung und dem Vorhandensein eines wirksamen und gut verträglichen Impfstoffs ist diese Vorgehensweise nicht verantwortbar.

Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat ihre Mitgliedsländer auf das Ziel verpflichtet, die Masern bis zum Jahr 2010 auszurotten. Dazu müssen 95 Prozent der Bevölkerung geimpft sein. Doch dafür reicht die Impfrate in Deutschland bisher noch nicht aus. Im Jahr 2004 hatten 93,5 Prozent der Schulanfänger die erste Impfung erhalten und nur 65,7 Prozent auch die zweite. Besonders große Impflücken gibt es unter den heute 12- bis 18-Jährigen.

Quellen: Onmeda-Gesundheitsportal, Gesundheitsamt Köln, Focus-Online